kassel kohlefrei appelliert an Carsten Harkner und die Stadt, den Kohleausstieg bis 2025 einzuhalten
„Ja, der schnelle Kohleausstieg ist immer noch wichtig. Nur auf dem Weg zu sein ist eine bloße Beruhigung für das Gewissen, denn davon wird niemand vor der Erderhitzung gerettet,“ erklärt Marie Ossenkopf, Sprecherin der Bürgerinitiative kassel kohlefrei. Damit beantwortet sie die Frage von Carsten Harkner im Montagsinterview der HNA, ob es wirklich wichtig sei, den Kohleausstieg wie geplant bis 2025 zu vollziehen.
Als neuer Vorstandsvorsitzender der Kasseler Verkehrs- und Versorgungs-GmbH (KVV) hatte Harkner Zweifel an der Dringlichkeit des Kohleausstiegs aufgeworfen – an einem damals mühsam ausgehandelten Zeitplan, der im Einklang mit dem Willen der Kasseler Bürger*innen und den Vereinbarungen der Stadt steht. 2020 wurde der Bürger-Initiative mitgeteilt, dass der Umbau laut internen Planungen eigentlich bis 2023 abgeschlossen sein soll — wegen möglicher Lieferverzögerungen aber öffentlich lieber 2025 angepeilt werden soll. „Jetzt sogar doppelt so lang zu brauchen, können wir uns nicht leisten,“ so Ossenkopf. „Würde das Kohlekraftwerk ein weiteres Jahr dreckige Braunkohle verbrennen, bedeutet das bis zu 140.000 Tonnen zusätzliche CO2-Emissionen – ein unverantwortlicher Rückschritt in der Klimapolitik,“ so Ossenkopf. Vom Jahr 2022 auf 2023 haben sich die fossilen Emissionen des Kraftwerks trotz zunehmender Klärschlammverbrennung nur von 142.000 Tonnen auf 136.000 Tonnen reduziert. Kassels größter Klimaverschmutzer verursacht also weiterhin fast 10% aller Emissionen von klimaschädlichen Treibhausgasen im Stadtgebiet.
Appell an Stadtklimarätin Simone Fedderke und Aufsichtsratsvorsitzenden Sven Schoeller
„Wir appellieren neben der Kraftwerksleitung vor allem an die zuständige Stadtklimarätin Simone Fedderke und an Oberbürgermeister Dr. Sven Schoeller in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender der KVV, alles dafür zu tun, dass der Ausstieg aus der Kohle planmäßig bis 2025 abgeschlossen ist.“ Fedderke und Schoeller haben eine zentrale Rolle dabei sicherzustellen, dass Kassel nicht vom Klimakurs abkommt. Der Klimaschutzrat der Stadt Kassel hat gerade erst die Stadt gerügt, die empfohlenen Klimaschutz-Maßnahmen schneller und konsequenter umzusetzen. Es liegt nun an den Verantwortlichen, diese Empfehlungen ernst zu nehmen und den Ausstieg voranzutreiben. Auf eine gern gemeinsam veranstaltete Kohleausstiegs-Feier im Herbst 2025 freue sich das Bündnis bereits.
Nach dem Kohleausstieg braucht es für den klimafreundlichen Ausbau der Fernwärme dringend noch weitere Schritte, um das Wärmenetz zu erweitern und bald auch das Gaskraftwerk durch Großwärmepumpen zu ersetzen. „Klimafreundliche und günstige Fernwärme ist Teil der kommunalen Daseinsfürsorge – hier dürfen keine Abstriche gemacht werden,“ betont kohlefrei-Sprecherin Ossenkopf.
Die Zeit drängt
„Ein weiteres Jahr Kohleverbrennung gefährdet nicht nur das demokratische Ziel der Klimaneutralität 2030 für Kassel, sondern verschärft auch die Klimakrise spürbar,“ macht Ossenkopf deutlich. „Wer letztes Jahr den Kasseler Hagelsturm mit hunderten Millionen Euro an Schäden oder die jüngsten zerstörerischen Überschwemmungen in Trendelburg erlebt hat, sollte heute handeln, nicht übermorgen.“
Hintergrund
Die Bürgerinitiative kassel kohlefrei setzt sich seit 2019 für eine klimagerechte Zukunft der Stadt Kassel ein. Im Rahmen eines Bürgerbegehrens haben sie 8.000 Unterschriften gesammelt, um den Kohleausstieg voranzutreiben. Die Stadt Kassel und die Städtischen Werke haben sich daraufhin 2020 offiziell zu einem Ausstieg aus der Braunkohleverstromung bis spätestens 2025 bekannt. Ursprünglich hatte kassel kohlefrei das Jahr 2023 als Ziel gefordert.