Am Mittwoch Abend nahmen 130 Menschen am Kampagnenauftakt des Bündnis kassel kohlefrei teil und brachten den Veranstaltungsraum in der Villa Locomuna damit an seine Grenzen. Franziska Buch vom Umweltinstitut München berichtete dort über die erfolgreiche Bürgerinitiative zur Abschaltung des Münchener Steinkohlekraftwerks. Anschließend stellte sich das neue Bündnis kassel kohlefrei der Öffentlichkeit vor. Kassel reiht sich damit bei den vielen Kommunen ein, die dem Münchener Beispiel der Klimawende aus Bürger*innenhand schon folgen. Das Kasseler Bündnis fordert einen schnellen Ausstieg aus der klimaschädlichen Kohle im Braunkohlekraftwerk Dennhäuser Straße bis spätestens Anfang 2023. Es besteht aus den lokalen Gruppen von Klimagerechtigkeit Kassel, Fridays for Future, Greenpeace, BUND, Extinction Rebellion,Transition Town und der Studierendenvertretung (AStA).
„Wir sind begeistert, dass so viele Interessierte den Weg zu uns gefunden habe,“ freut sich Marie Ossenkopf als Sprecherin des Bündnisses. „Aber das war nur der erste Schritt. Jetzt kommt die wirkliche Arbeit auf uns zu!“ Denn gestern haben die Städtischen Werke verkündet, den Kohleausstieg zwar zwei Jahre früher als ursprünglich angekündigt durchzuführen. „Uns bleibt auch nach den ersten Gesprächen in den letzten Wochen allerdings unverständlich, warum der Kohleausstieg neun Jahre verschleppt werden soll,“ ist Ossenkopf überrascht. „Es liegt doch bereits ein fertiger Plan zur Umrüstung auf dem Tisch.“ Die Städtischen Werke verweisen darauf, dass ein konkretes Ausstiegsdatum von den äußeren Rahmenbedingungen abhängt. „Und genau da wollen wir ansetzen,“ sagt Marie Ossenkopf. „Die Stadt Kassel hat die Mittel, um die Rahmenbedingungen zu ändern. Gemeinsam mit den Städtischen Werken können wir so die schnelle Umrüstung vorantreiben.“
Neben dem Kohleausstieg hat sich das Bündnis der umfassenden Energiewende [Wärme und Klimawende funktioniert irgendwie nicht, das sind 2 Dinge einer unterschiedlichen Kategorie. Energiewende reicht aber auch, oder?] für Kassel verschrieben. „Das Kohlekraftwerk ist nur der erste Schritt, damit wir bis 2030 dann einen vollständig fossilfreien Kraftwerkspark erreichen,“ so Ossenkopf. Jegliche neuen Investitionen in Kohle-, Öl- und Gasanlagen sollen daher fortan unterbleiben. Stattdessen soll die erneuerbare Wärmeversorgung im Fokus stehen. Dafür muss der Energieverbrauch deutlich gesenkt werden. Daher ist auch eine umfassende städtische Kampagne für energetische Sanierung das erklärte Ziel des Bündnisses. Die vollständige Reduktion aller Treibhausgasemissionen soll schließlich bis 2035 erreicht sein. Dafür braucht es dem Bündnis zufolge eine umfassende Klimastrategie mit verbindlichen Teilzielen nicht nur für die Sektoren Strom und Wärme, sondern auch Mobilität und Landwirtschaft. Deren Umsetzung soll in einem Kasseler Klimarat gemeinsam von der lokalen Zivilgesellschaft, Wissenschaft und der Stadt kontinuierlich überprüft werden. Nähere Infos dazu finden sich unter www.kassel-kohlefrei.de/ziele
Für die gemeinsame Umsetzung dieser fünf Ziele sind in den nächsten Wochen weitere Gespräche mit der Stadt vorgesehen. Sollte das keine Früchte tragen, erwägt das Bündnis auch ein Bürgerbegehren als Option, um Einfluss auf die Politik zu nehmen.
Interessierte sind herzlich zu einer Radtour zum Kohlekraftwerk am Mittwoch, den 14.08. eingeladen. Treffpunkt ist um 17 Uhr das Umwelthaus (Wilhelmsstraße 2). Dabei kann über alle Fragen rund um kassel kohlefrei offen diskutiert werden.